Nur wenige Tage nach der Anbahnungsreise der Delegation der Realschule Patternhof nach Keta (Ghana) trafen vier Lehrkräfte, unter ihnen die Schulleiterin Matilda Dzotefe und deren Vorgänger Godstime Seake-Kwawu, gemeinsam mit vier Schülerinnen und Schülern zur Anbahnungsreise von Ghana nach Deutschland in Eschweiler ein.
Überaus freundlich wurden die Gäste der Realschule Patternhof begrüßt. Diese erwiderten den Empfang mit ebenso großer Wiedersehensfreude und berührender Herzlichkeit. Parallel zur Reise der Realschul-Delegation nach Ghana war auch diese Begegnung als sogenannte Anbahnungsreise zur Begründung einer entwicklungspolitischen Schulpartnerschaft konzipiert.
In den Tagen vom 05.11. bis 12.11.2022 lernten die Gäste das Kollegium der Realschule am Ausweichstandort Würselen, die Schule und einzelne Unterrichtsstunden kennen. Gemeinsam kochte man auch im Rahmen des Hauswirtschaftsunterrichts, erprobte im Sportunterricht die Geschicklichkeit beim Tchouk-Ball und fertigte Fähnchen mit den Gesichtern aller Delegierten an, die an beiden Partnerschulen ausgehängt wurden. Am vorausgehenden Tag besichtigte man die Folgen des Hochwassers in der Realschule Patternhof.
Im Rahmen der Begrüßungsfeier betonte die Schulleiterin der Realschule, Michaela Silbernagel:
„Eine mit Leidenschaft und Herzblut gelebte Schulpartnerschaft kann auch einen Beitrag zur Lebensbewältigung leisten. Sie kann Einstellungen ändern, sich auf den Charakter auswirken. Sie erweitert den Horizont jedes Schülers, jeder Schülerin und jeder Lehrkraft. Automatisch und selbstverständlich allerdingt gelingt nichts. Wir alle müssen für neue, ungewohnte und ungewöhnliche Erfahrungen offen sein.
Entscheiden sind die menschlichen Kontakte, nicht die Texte, Dokumentationen oder Bücher. Es sind die Menschen, die im Zentrum stehen. Weil das so ist, bin ich auch so optimistisch. Wir haben Großes im KETABUSCO (Keta Business College) erlebt: eine unüberbietbare Gastfreundschaft, eine ansteckende Fröhlichkeit, keine Berührungsängste, Offenheit, Ehrlichkeit und schon nach wenigen Stunden entstandene ernsthafte Freundschaften.
Unsere Schulpartnerschaft lebt von Menschen, von gemeinsamen Erlebnissen, den Erfahrungen des Feierns, des Betens, des gemeinsamen Essens, der Überraschungen, des Tanzens, des gemeinsamen Bemühens um bestmögliche Lösungen für weltweite Herausforderungen wie bspw. Gesundheitsprobleme, Ernährungsprobleme, klimatische Veränderungen, Herausforderungen des fairen Handels etc.
Menschliche Beziehungen helfen einander – egal, wie jung oder alt jemand ist. Sie eröffnen Perspektiven und Hoffnungen in einer Welt, die komplexer wird und neue Herausforderungen mit sich bringt.“
Das Programm in der Besuchswoche sah den Empfang von Bürgermeisterin Nadine Leonhardt und der Schulamtsleiterin Petra Seeger vor. Wegen Erkrankung wurde Frau Leonhardt durch Hermann Gödde vertreten. Die Delegation nahm in Langerwehe an einer Taizé-Feier und in Eschweiler am Gottesdienst in St. Peter und Paul teil. Ausflüge führten nach Köln, mit der Besichtigung des Doms und einem Bummel durch die Altstadt, nach Monschau mit dem Naturerlebnis Eifel sowie nach Aachen. Dort stand u.a. die Teilnahme an einer Fairtrade-Stadtführung auf dem Programm. Alle zeigten sich beeindruckt und fasziniert vom Aachener Dom.
Recht ungewohnt empfanden die Gäste die heftigen Temperaturunterschiede zur Heimat. Während dort zwischen 30° und 35° herrschten, musste man sich – selbst in einer insgesamt sonnigen Novemberwoche – mit Temperaturen anfreunden, die ca. 20° niedriger lagen.
Gemäß der Zielsetzung einer entwicklungspolitischen Schulpartnerschaft thematisierte man u.a. Nachhaltigkeitsprojekte der Stadt Eschweiler und besprach am Indemann und Blausteinsee die Komplexe Kohleabbau, Energiewirtschaft und Renaturierung. Eine Führung im Energeticon Alsdorf informierte u.a. über die Geschichte des Bergbaus in der Region.
Die Begegnung mit hiesigem „Kulturgut“ kam nicht zu kurz. Der „Tag des Karnevals“ und der Auftakt am 11.11. zur Karnevalssession sorgten für fröhliche Gemeinschaftserlebnisse; die Teilnahme am St. Martin-Umzug in Röhe für besondere Eindrücke gelebten Brauchtums.
Zu den Höhepunkten der Woche zählte die Willkommensfeier in der Grill-Hütte, Neu-Lohn. Gäste u.a. aus der Landes- und Kommunalpolitik, vom Schulamt Eschweiler, vom Förderverein der Realschule, aus der Lehrerschaft sowie Eltern und Schülerinnen und Schüler hatten sich eingefunden, um bei Musik, Essen und Tanz – seitens der Gäste in traditioneller Landeskleidung – die Schulpartnerschaft zu feiern.
Im Mai 2023 soll mit einer ersten Begegnungsreise einer Schülergruppe aus Eschweiler zum Keta Business College nach Keta eine hoffentlich intensive, vieljährige Zukunft der Schulpartnerschaft starten.
Michaela Silbernagel
-Schulleiterin-